Portraits
Bei dem Thema „Portraits" handelt es sich um ein seit längerem von Christel Koerdt verfolgtes Projekt. Dabei geht es, wie meist bei ihrer Arbeit, um Text und seine Kodierung.
Das bei dieser Themenreihe verwendete Material sind Bügelperlen, wie sie z.B. in Kindergärten zum Einsatz kommen. Ähnlich einem Pixelraster werden die verschiedenfarbigen Perlen mosaikartig zusammengefügt. Vergleichbar mit einer digitalen Textanzeige fügen sich die Einzelperlen zu komplexen, schwer zu differenzierenden Textrastern aneinander.
Das Portrait besteht bei Christel nicht in der Erstellung einer Abbildung der jeweiligen Person, sondern in der kodierten Niederschrift ihres Vornamens
Der Vornamen der/des zu Portraitierenden wird alphanumerisch und zugleich doppelt kodiert. Zugrunde liegt der bereits Schulkindern bekannte Code: A=EINS, B=ZWEI, C=DREI, Z=SECHSUNDZWANZIG usw. Dabei verwendet sie bewußt nicht die Ziffern, sondern die ausgeschriebenen Zahlwörter. Nach dem ersten Kodierungsdurchgang wird die so entstandene Zahlenfolge nach dem gleichen Prinzip ein zweites Mal verschlüsselt ( [A=] EINS=FUENFNEUNVIERZEHNNEUNZEHN).
Die zweite, entscheidende Komponente von Christel Koerdts Portrait-Konzept ist die Farbwahl. Die/der zu Portraitierende wählt ganz nach seinen Vorlieben aus ca. 50 Farbwerten eine Kombination aus 4 Farben, von der sie/er eine als Haup- bzw. Hintergrundfarbe bestimmt. Die restlichen 3 Farben werden bei der Erstellung des Textes eingesetzt und wechseln, sobald ein neues ausgeschriebenes Zahlwort, innerhalb des verschlüsselten Textes beginnt.
Die Wahl des Materials Bügelperlen kommt einerseits der meditativen Arbeitsweise von Christel Koerdt sehr entgegen und hat andererseits, obwohl es sich im Ersteindruck bei den Arbeiten um "Bilder" handelt, den Reiz des Dreidimensionalen. Auch das Prinzip des Auseinandersetzens über Herantasten, Abarbeiten, Zeitverbringen auf der Basis eines scheinbar kindhaften Systems ist ein sicherlich relevanter Aspekt.
Das auf diesem Weg entstehende jeweilige Portrait ist durch die persönliche Farbwahl des Portraitierten ein direkter Spiegel dessen, was Farbe grundsätzlich auszusagen vermag.
Die Wahl des Vornamens steht für etwas sehr Privates. Die mehrfache Kodierung wiederum verweist auf eine komplexe Vielschichtigkeit, die letztlich jeder Persönlichkeit zu eigen ist.
Wilhelm Kreimeyer |
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